Kapielski

Eine liebe Freundin baut ihr Haus um, wendet das Innere nach außen, unter Beibehaltung des Daches. Der dazugehörige Gatte räumt dabei sein aus beruflichen Gründen erheblich angeschwollenes CD-Regal aus und um (während das maßgeschneiderte und prall gefüllte Bücherregal mit stoischer Ruhe inmitten des Verlustes und Neugewinns von Wänden und Räumen zur tragenden Säule des gesamten Baues wird).

Und trotz zukünftig vergrößerter Wohnfläche ereilt verschiedene CDs das Ausbürgerungsschicksal und sie stranden wie Bootsflüchtlinge an fremden Ufern. Zu mir hat die Strömung und die offenkundig genaue Kenntnis meiner Lesevorlieben das Hör-, Guck- und Nachlesebuch “Abstehende Röhren” von Thomas Kapielski gespült. Es fand sich am Montagmorgen als Gruß zum Wochenbeginn auf meinem Schreibtisch. Wie schön 🙂 !

Nun ist Kapielski einer der witzigsten und geistreichsten Schreibtischtäter deutscher Zunge. Da bin ich doch schwer irritiert von den Fotos auf Brust und Rücken meines neuen Lese- und Hörschatzes. Das also ist Kapielski? Wie kann einer, der sich als Inbegriff des Mürrischen aus dem Bild schleicht, nur derart zum Lachen reizen? Ich habe zwei Erklärungen: 1. er hat alles Lustige schon aus sich raus getan und für das eigene Gesicht blieb nichts mehr übrig. 2. das ist gar nicht Kapielski sondern sein mürrischer Zwilling und ihre Mutter hat auf dem Sterbebett verfügt “Aber der Junge muss auch mal auf so ein Buch, wenn der Thomas wieder eins macht. Er hat doch sonst nichts!” Letzteres erscheint mir am wahrscheinlichsten …